1989 GUERNICA (Hakan Gürses nach Pablo Picasso und Federico Garcia Lorca)

…die Vision einer Wandertruppe
…der Titel eines Gemäldes

Schrecken und Wahnsinn des Krieges, umgesetzt in Tanz, Dichtung und Musik

Die Geschichte einer Wandertruppe entwickelt sich vor dem Hintergrund des Spanischen Bürgerkrieges, durch die individuellen Betrachtungen der einzelnen Truppenmitglieder, die in Gedenken an den verstorbenen F.G. Lorca von Dorf zu Dorf ziehen.

Premiere: 18. April 1989
Weitere Aufführungen: Theater im Künstlerhaus, Wien, 19.04-12.05. 1989; Mai 1990 Überarbeitung in zweisprachiger Fassung, Spanisch/Deutsch, diverse Auftritte in Wien.

Tournee: Herbst 1989, durch Klagenfurt, Bozen, Meran, Lana, Bruneck, Eppan; November 1990 Festival Musica 900 in Trento (Musik: Vittorio Gelmetti); Mai/Juni 1990 Internationales Theaterfestival Istanbul, Festival in Mugla, Marmaris.

Idee und Regie: Gül Gürses
Dramaturgie: Hakan Gürses
Produktion: Ebru Sonuc, Sigrid Markl

Schauspiel: Otto Lechner, Verena Mayr, Sigrid Seberich
Tanz: Astrid Bayer, Sigrid Seberich, Gerwich Rozmyslowski

Musik: Hans Ciric/ Otto Lechner
Bühnenbild: Andreas Dallinger
Kostüme: Erika Reimer
Masken: Kemal Seyhan
Regieassistenz: Sigrid Markl

Plakat und Layout: Zekeriya Sarıbatur
Fotos: Bernhard Endrich

Hatten wir in der letzten Produktion Gedichte als Grundlage für ein Theaterstück verwendet, um an einer sich ergänzenden Verbindung von Wort-Lyrik und Schauspiel-Tanz zu arbeiten, so wollen wir diesen Weg weitergehen...

und im neuen Stück bereits von der Entstehung an Tanz, Lyrik aber auch Musik und ein besonderes Bild in gegenseitigem Wechselspiel zu einem Theaterstück zusammenwachsen lassen.

Guernica-Wahrzeichen des Friedens für Spanien- wurde am 26. April 1937 in einem dreieinhalbstündigen Luftangriff völlig zerstört.
Picasso hatte im Januar 1937 von der spanischen Exilregierung den Auftrag für ein Fresco im Rahmen der Pariser Weltausstellung bekommen. Guernica wirkte als Katalysator und lieferte die Substanz für die Versinnbildlichung vom Dramas des Krieges.
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"Picasso hat das Ereignis in Zeit und Raum gerafft. Durch die Monochromie schwarz-weiß ist das Bild auf reine Formen reduziert, auf eine entkörperte Darstellung von Zuständen, und nicht auf die Wiedergabe von Dingen. Es unterstreicht die Objektivität der epischen Darstellung und die Einheit des von allem im Bild enthaltenen"
Rudolf Arnheim

Das gemalte Bild ist inhaltsträchtig. Es regt zur Großaufnahme eines Details an, zum Erforschen der Geschichte dieses Details und seiner Beziehung zu anderen Details oder zur "Geschichte" des Bildes. Im Zusammenhang damit setzen wir uns während der Vorbereitungsphase mit dem Surrealismus, insbesondere mit Texten Federico Garcia Lorcas auseinander, mit geschichtlichen Dokumentationen über die damalige Zeit, dem Schaffen Pablo Picassos etc. Aber auch der Bezug zu unserer persönlichen Realität bleibt erhalten, denn stecken in den Menschen Guernicas nicht auch Züge unserer eigenen Situation? Guernica als Parabel für die gesellschaftliche und politische Situation heute?
Guernica als Zusammentreffen verschiedener Menschen im "gleichen Boot", mit Konflikten, Liebschaften, kulturellen Unterschieden . Einsamkeit und Geselligkeit vor demselben bedrohlichen Hintergrund. Guernica - Menschen einer Stadt Guernica aber auch, Werk eines Künstlers mit philosophischen Gedanken.
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"Die moderne Kunst muß man töten; das heißt aber auch, daß man sich selbst töten muß, wenn man weiterhin etwas zustande bringen will."
"Wenn am Ende das Werk dasteht, ist der Maler nicht mehr drin."
Pablo Picasso